Monday Night Combat im Test

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Der diesjährige Summer of Arcade hat der Xbox 360 Gemeinde bereits mehrere überdurchschnittlich gute Download-Games beschert. Nach dem genialen Schwarz-Weiß-Jump´N´Run Limbo zauberten Neuinterpretationen von Castlevania und Hydro Thunder ein Lächeln auf die Gesichter vieler Nostalgiker. Mit Monday Night Combat tritt nun ein modernes Multiplayer-Ballerspektakel an, um in der Xbox Live Arcade seine Fans zu finden. Wird die Serie reißen oder kann auch der ambitionierte Shooter überzeugen? Die Antwort auf diese Frage liefert unser Testbericht.

Die gute Nachricht vorweg: Obwohl der Name etwas anderes vermuten lässt, funktioniert Monday Night Combat tatsächlich an jedem Wochentag. Wie es sich für echte Actionspiele gehört, ist die Story absolut nebensächlich. In einer fernen Zukunft, auf einem anderen Planeten oder in einer Paralleldimension (ich habe nicht wirklich aufgepasst) versetzt eine neue Sportart die Massen in Verzückung. Mit diversen Waffen und Fähigkeiten ausgerüstet treten Teams geklonter Supersoldaten entweder gegeneinander oder gegen Horden von Robotern an. Die modernen Sportler liefern sich einen unerbittlichen Kampf um Geld, Sponsorenverträge und Speck. Ja, richtig gelesen, kalorienhaltiger gebratener Schweinehintern ist tatsächlich eines der wertvollsten Extras, das in der Monday Night Combat Arena gesammelt werden kann. Schon jetzt sollte klar sein, dass wir es nicht mit einem Fließband-Shooter zu tun haben, sondern mit einem Genrevertreter, der sich selbst nicht ganz ernst nimmt und mit einigen sehr originellen Ideen glänzt.

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Ein umfangreiches und aussagekräftiges Tutorial bereitet Neulinge auf die kommenden Aufgaben vor. Das ist auch wirklich nötig, denn die Steuerung ist anspruchsvoller als zunächst vermutet. Fast jeder Knopf ist belegt und neben verschiedenen Waffenfunktionen müssen auch weitere Aktionen wie der Nahkampf oder der richtige Umgang mit dem Jetpack verinnerlicht werden. Bevor der Kampf startet, darf eine Spielfigur gewählt werden. Sechs unterschiedliche Klassen stehen bereit und bei genauerer Betrachtung werden Kenner der Materie feststellen, dass sich die Macher von Monday Night Combat in diesem Bereich recht großzügig bei Team Fortress 2 bedient haben. Es gibt einen schwerfälligen menschlichen Panzer, eine Nahkampfspezialistin, die sich kurzzeitig unsichtbar machen kann, einen Scharfschützen, einen schwer bewaffneten Angreifer, einen Heiler mit wertvollen Hacker-Fähigkeiten und natürlich den ausgewogenen Allrounder.

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Das Klassensystem ist die mit Abstand größte Stärke des Games. Obwohl der neue XBLA-Titel nur über zwei Modi verfügt, sorgen die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Protagonisten dafür, dass die Langzeitmotivation nicht auf der Strecke bleibt. Eine Runde Monday Night Combat verläuft beispielsweise völlig anders, wenn statt eines widerstandsfähigen auffälligen Trampels ein hinterhältiger Fallensteller mitmischt. Offensichtlich haben sich die Entwickler viel Zeit für die Testphase genommen, denn die Balance zwischen den Figuren stimmt. Auch wenn es bei direkten Duellen offensichtlich ist, dass einige Kämpfer über mehr Feuerkraft verfügen, ist diese Tatsache nicht so relevant wie zunächst vermutet. In einer gut funktionierenden Mannschaft kann jeder einen großen Beitrag leisten und oft sind es gerade die unterschätzten Klassen, die für den Erfolg verantwortlich sind.

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Bei der ersten Spielvariante namens Blitz handelt es sich um ein klassisches Verteidigungsszenario. Bis zu vier Teammitglieder versuchen über Xbox Live gemeinsam, ihren so genannten Money Ball, eine riesige Kugel im Zentrum der Arena, vor der Zerstörung zu bewahren. Die computergesteuerten Robotergegner, die es auf die glitzernde Geldkugel abgesehen haben, agieren nicht sonderlich intelligent, werden aber im Laufe der Zeit durch ihre ständig wachsende Masse und Widerstandsfähigkeit trotzdem zu ernsthaften Gegnern. Die Feinde greifen in Wellen an und folgen stumpf einem vorgegebenen Weg. Das ist aber weit weniger langweilig als es sich anhört, denn die unterschiedlichen Modelle verfügen über ganz eigene Taktiken. Der König der Maschinenwesen ist zweifellos der Jackbot, ein wahres Monstrum aus Stahl, das bis an die Metallzähne bewaffnet ist. Teamwork zahlt sich aus, wenn solche Gegner auftauchen. Ganz anders sieht es aus, wenn das Maskottchen von Monday Night Combat auf dem Bildschirm erscheint. Dieses merkwürdige Wesen mit Dauergrinsen wehrt sich nicht, sondern lässt wertvolle Extras und jede Menge Geld fallen, wenn es unter Beschuss genommen wird. Da will natürlich jedes Mannschaftsmitglied möglichst viele Kostbarkeiten einsammeln.

Der erste Modus beinhaltet verschiedene Schwierigkeitsgrade. Auf der niedrigsten Stufe müssen lediglich 10 Angreifer-Wellen überstanden werden, bis die Kasse klingelt. Echte Experten wählen natürlich die Endlos-Schlacht, die so lange tobt, bis alle Teammitglieder vernichtet wurden. Natürlich macht es am meisten Spaß, den Money Ball gemeinsam mit anderen Online-Kämpfern zu verteidigen, ein Offlline-Modus ist aber dennoch enthalten. Wie so häufig bei kooperativen Multiplayer-Shootern  sind die Einzelgänger-Missionen eher als Training zu sehen, das absolviert werden sollte, um sich später nicht zu blamieren. Etwas interessanter wird das Ganze, wenn ein weiterer Controllerhalter im Splitscreen antritt.

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Wird im Menü die Option Crossfire gewählt, geht es noch hektischer und actionreicher zur Sache. Zwei Teams mit bis zu sechs Mitgliedern dürfen hier gegeneinander spielen. Natürlich gibt es in diesem Fall auch zwei Money Balls, so dass der intelligente Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung zum entscheidenden Faktor wird. Auch die guten alten Roboter sind wieder dabei und unterstützen ihre jeweiligen Mannschaften, so dass der Bildschirm fast zu jeder Zeit gut mit Gegnern und Verbündeten gefüllt ist. Aktuell muss nicht lange nach Xbox Live Runden gesucht werden und da die neue virtuelle Sportart wirklich viel Spaß bringt, wäre es nicht verwunderlich, wenn sich in den nächsten Wochen und Monaten eine stabile Online-Fangemeinde bildet. Diskussionen über die beste Strategie oder die optimale Teamzusammensetzung werden Monday Night Combat auch in der Zukunft am Leben halten.

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Wie in der realen Welt entscheidet der Reichtum auch auf dem Bildschirm oft über Erfolg und Niederlage. Besiegte Gegner hinterlassen immer ein paar Münzen, die schnellstmöglich investiert werden sollten. Während einer Partie lassen sich mit dieser Methode die eigenen Fähigkeiten verbessern. Waffenupgrades, eine bessere Panzerung und andere Extras können aktiviert werden und haben einen großen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf. Noch wichtiger sind die Geschütze, die an vielen Stellen der Arena aufgestellt werden dürfen. Vier unterschiedliche Varianten dieser selbstständig ballernden Maschinen stehen zur Verfügung und können mit dem nötigen Kleingeld zu echten Killerautomaten ausgebaut werden. Diese geniale Idee macht Monday Night Combat tatsächlich zu viel mehr als einem platten Shooter. Wer sich dafür entscheidet, den Money Ball gut zu sichern, wird belohnt. Nach dem virtuellen Ableben dauert es eine Weile, bis die eigene Spielfigur wieder mitmischen darf. Besonders in diesen entscheidenden Sekunden können die Geschütze zum Retter in der Not werden.

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Auch nach einer Partie werden virtuelle Zahlungsmittel an die Sportler verteilt. Besonders die Anzahl der besiegten Gegner wirkt sich positiv auf das Konto und die Bewertung aus. Dummerweise wird auf den ersten Blick nicht wirklich klar, was in der spielfreien Zeit mit dem Geld gemacht werden kann. Hier zeigt sich mal wieder, dass ein Spiel auf einem “klassischen“ Datenträger samt gedruckter Anleitung durchaus große Vorteile hat. Erst nach diversen Experimenten wird klar, dass es möglich ist, einzelne Charaktere gegen Aufpreis zu modifizieren. Diverse Sponsoren rüsten diese selbst kreierten Profi-Sportler anschließend mit besonderen Fähigkeiten aus. Im Laufe der Zeit ist es also möglich, in jeder Klasse einen Superkämpfer zu züchten. Da macht das Geldsammeln gleich doppelt so viel Spaß.

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Die Anzahl der verfügbaren Karten ist etwas enttäuschend. Blitz wird tatsächlich immer in der gleichen Arena gespielt und auch die Crossfire-Duelle finden vor wenigen Kulissen statt. In diesem Bereich wären Nachbesserungen durch kostenpflichtige Downloads wirklich eine nette Sache. Nach kurzer Internet-Recherche wird klar, dass die Macher von Monday Night Combat voll hinter ihrem Produkt stehen und darum wäre es auch nicht verwunderlich, wenn in Zukunft noch ein paar Erweiterungen das Licht der Welt erblicken.

Die Montagsnachtschlachten werden in einem sauberen Comic-Stil präsentiert. Auch hier ist die Ähnlichkeit zu Team Fortress 2 auf den ersten Blick zu erkennen. Wie bereits das grafisch imposante Shadow Complex verwendet auch Monday Night Combat eine aktuelle Unreal Engine. Die Investition hat sich gelohnt, denn auch das neue XBLA-Ballerspektakel sichert sich einen Platz unter den technisch besonders gelungenen Download-Games. In Sachen Optik muss sich das Projekt des kleinen Entwicklerteams Uber Entertainment selbst vor vielen Vollpreistiteln auf DVD nicht verstecken. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass Monday Night Combat frei von Macken ist. Wenn eine ganze Armee von Robotern gleichzeitig heranstürmt, wird das sonst so flüssige Spiel schon mal zur stotternden Diashow. Glücklicherweise kommen diese Situationen nur selten vor, störend sind sie aber trotzdem. Ein weiteres Mini-Manko ist die eingeschränkte Farbpalette, die sowohl für die Figuren als auch für die Umgebung verwendet wurde. Die Entscheidung basiert zwar offensichtlich auf einem stilistischen Gesamtkonzept, aber nach einer Weile haben sich die Augen an blau, orange und grau ziemlich satt gesehen. Entschädigt wird der zahlungskräftige XBLA-Besucher mit gelungenen Animationen und schicken Explosionseffekten.

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Seltsamerweise gibt sich Monday Night Combat fast so vornehm wie eine ernsthafte Sportsimulation wenn es um die akustische Untermalung geht. Harte Gitarrenriffs stimmen lediglich auf die Matches ein, verstummen aber, sobald eine Partie beginnt. Während des eigentlichen Spiels gibt es lediglich Soundeffekte und Kommentare auf Englisch zu hören. Das ist aber kein echtes Manko, denn die Waffen klingen wirklich gut und es empfiehlt sich, die Lautsprecher voll aufzudrehen. Die Sprecher sorgen ebenfalls für Stimmung, auch wenn sie zeitweise etwas übertreiben und nicht ganz so lustig sind, wie sie selbst wahrscheinlich glauben.

Tim meint:

Tim

Nach der ersten halben Stunde vor dem Bildschirm kommt das unangenehme Gefühl hoch, ein halbes Spiel gekauft zu haben. Monday Night Combat wirkt zunächst tatsächlich wie eine Mini-Sammlung von Zusatzmodi aus einem wesentlich umfangreicheren Game. Doch der erste Eindruck täuscht. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt und Fans von actionreichen Team-Shootern kommen voll auf ihre Kosten. Zwei Spielvarianten sind nicht sonderlich viel, aber die unterschiedlichen Klassen mit ihren individuellen Fähigkeiten sorgen dafür, dass die spaßige Schießerei auch nach vielen Dutzend Partien ihren Reiz behält. Wer gern online ballert, darf ohne Bedenken zuschlagen. Bereits in der jetzigen Form ist Monday Night Combat ein echter Überraschungshit, aber falls noch herunterladbare Erweiterungen kommen, könnte dieses Spiel tatsächlich zu einem echten Online-Klassiker werden, der so lange gezockt wird, bis eines fernen Tages die Server abgeschaltet werden.

Positiv

  • Klassensystem mit sehr guter Balance
  • Geniale kooperative Modi
  • Upgrades und Geschütze sorgen für Abwechslung

Negativ

  • allein etwas platt
  • wenige Modi und Arenen
  • Einbrüche der Framerate
Userwertung
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Monday Night Combat Daten
Genre Shooter
Spieleranzahl 1-12 (Xbox Live)
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2010-08-11
Vermarkter Microsoft Game Stud
Wertung 8.4
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