Kaum wurden wir in die Zelle zurückgebracht, bricht ein neuer Wahnsinn über William Redmoor her, wobei er nicht weiß, ob das nur Albträume sind oder Wirklichkeit ist. Und an euch liegt es jetzt, das aufzuklären. In der Tradition seines Vorgängers ist Dementium II wieder ein Ego-Shooter der Marke „Renn um dein Leben und nimm alles, was dir feindlich gesinnt ist, mit ins Grab“. Hierbei ist das Spiel eine Kreuzung zwischen zwei Horrorgrößen. Während das musikalische Machwerk und der Grafikstil sehr an Silent Hill erinnert, ist die Puzzlekost und der Actionanteil stark an Resident Evil angelehnt.
Dass sie technisch die Architektur des Nintendo DS beherrschen, haben die Jungs von Renegade Kid schon bei Moon und Dementium: The Ward knallhart bewiesen. Jetzt aber glänzt die Renegade 2.0 Engine durch eine noch höhere Polygonzahl, mehr Partikeleffekte, die Schattenwürfe der Monster wirken realistischer und das alles bei flüssiger Bildwiederholungsrate. Gratulation Renegade Kid! Zwar ist es immer ein Problem, eine Horroratmosphäre auf ein Handheld umzusetzen, aber immerhin versucht Dementium II, euch mit Schreckmomenten auf Trap zu halten. Plötzlich aufkommende Gegner oder gespenstische Leere mit gruseligen Lauten sind hierbei keine Seltenheit. Gepflegte Gruselatmosphäre eben, nur für die Hosentasche. Auch wie im Vorgänger müsst ihr versuchen (sowohl in den Albträumen wie in der echten Welt), das Irrenhaus zu verlassen. Ein Blick auf die Übersichtskarte zeigt aber, dass dies kein Spaziergang wird.
Das Behandlungszentrum besteht aus Tausenden von Zimmern, verwinkelten Durchgängen im Untergeschoss sowie viele nicht passierbare Ausgänge. Hier hilft es nur, den passenden Schlüssel zu finden oder euch mit groben Werkzeugen einen Weg frei zu bahnen. Gewechselt werden die Kampfgeräte über ein neues und übersichtliches Inventar, was Waffen und Hilfsgegenstände wie Medikamente oder Munition sortiert. Die Steuerung von Dementium 2 mit dem Stylus funktioniert einwandfrei und setzt die Befehle des Spielers jederzeit gut um. Nach kurzer Gewöhnungszeit hat man sich auch an das Digikreuz gewöhnt, wobei ein Analogstick hier immer noch die bessere Lösung wäre. Dass euer Ausbruch nicht unbemerkt bleibt, werdet ihr schon bald merken, wenn Wachpersonal oder Monster euch an den Krankenkittel möchten. Hier ist die Waffenauswahl routiniert und der Munitionsvorrat nicht zu häufig. Also jederzeit gut überlegen, wohin ihr all die Kugeln feuert.
Bosskämpfe stehen natürlich auch auf dem Horrorprogramm. Hier wird dann meist das Terrain verschlossen, sodass ihr nicht flüchten könnt, und ihr müsst mit Waffengewalt eine Lösung herbeirufen. Es gibt immer wieder kurze Zwischensequenzen, die die Horroratmosphäre mit Verwischeffekten oder anderen Grafikspielereien auf einem guten Niveau halten. Sogar eine deutsche Sprachausgabe in bester Qualität kommt in kleinen Abständen durch die Lautsprecher des Handhelds. Ein ganz großer Kritikpunkt war das miserable Autosavesystem, was jetzt durch Speicherpunkte ersetzt wurde. In etlichen Räumen befinden sich rotleuchtende Spiegel, denen Ihr euch einfach nähern müsst, um den aktuellen Fortschritt festzuhalten.
Nur leider beschränkt sich dies auf einen einzigen Speicherslot. Abwechslung ist auch ein großes Plus bei Dementium II, wenn es darum geht, neue Schauplätze außerhalb der Irrenanstalt zu präsentieren. Also macht euch gefasst auf einen Rundgang durch ein verlassenes Dorf sowie einen gespenstischen Friedhof. Zusammengezählt durchlauft ihr fünf Kapitel, die eine Spielzeit von rund fünf Stunden bieten. Das ist immer noch trotz der guten Horrorunterhaltung zu wenig. Hier ist auch der freispielbare Survival-Modus keine wirkliche Bereicherung, um die Laufzeit zu erhöhen.
Resident Evil 2 war für mich das einzige Horrorspiel, welches mich ein bisschen schaudern lassen konnte. Dementium II war knapp am Rande. Wieso? Das typische Problem, was alle Handheld-Horrorgames haben: Man sitzt vor einem kleinen Bildschirm und der Stereosound pfeift einem um die Ohren. Neutral gesehen ist Dementium II ein grafisches Highlight mit tollen Sound, perfekter Steuerung und guter Balance zwischen Action und Horror. Wenn die kurze Spielzeit nur nicht wäre …