Neben der Story lässt auch das Gameplay deutliche Zelda-Anleihen erkennen. Fall of Gods ist ein Action-Adventure der alten Schule. Städte, Wälder und Höhlensysteme werden nach nützlichen Gegenständen oder hilfreichen Hinweisen durchsucht. Viele kleine Rätsel sorgen für Abwechslung, aber oft stehen die Kämpfe gegen Monster und andere Fieslinge im Mittelpunkt des Geschehens. Leider fallen einige Schwachstellen des Spiels besonders während der Duelle unangenehm auf. Die Programmierer haben zwar in anderen Bereichen gute Arbeit geleistet, die Geheimnisse des linken Analogsticks konnten sie allerdings nicht entschlüsseln. Darum ist die Steuerung gefährlich nah am den Rand zum Unerträglichen. Die Spielfigur weigert sich gerade bei häufigen Richtungswechseln flüssig zu reagieren. Wer versucht, den knuffigen Pixelbubi im Kreis zu lenken, wird Zeuge eines merkwürdigen Schauspiels. Wenn der Stick nicht zu jedem Zeitpunkt bis zum Anschlag gedrückt wird, wechselt der virtuelle Stellvertreter mehrfach die Geschwindigkeit. Bei einem Spiel dieses Genres hat so etwas normalerweise katastrophale Auswirkungen. Vielleicht haben die Macher dieses Manko selbst bemerkt und die Gegner absichtlich mit wenig Intelligenz und sehr vorhersehbaren Angriffstaktiken ausgestattet. Jedenfalls ist es mit etwas Übung trotz der verkorksten Steuerung möglich, siegreich aus jeder Schlacht hervorzugehen.
Es soll keinesfalls der Eindruck entstehen, dass The Fall of Gods ein lieblos hingeklatschtes Stück Software ist. Innerhalb der Xbox-Indie-Szene, die oft merkwürdige Experimente und nahezu unspielbaren Schrott hervorbringt, ist das Action-RPG sogar ein kleiner Leckerbissen. Für jeden Kritikpunkt fällt mindestens ein positiver Aspekt auf. So ist es beispielsweise beeindruckend, wie liebevoll das Abenteuer in Szene gesetzt wurde. Dutzende von Charakteren stehen zum Gespräch bereit die meisten Sprechblasen sind mit interessanten Texten gefüllt. Jede Menge kurze Nebenmissionen dürfen in Angriff genommen werden und trotzdem wird die Hauptstory weiter vorangetrieben. Dass diverse genretypische Klischees bedient werden, ist offenbar pure Absicht. Eine kleine aber feine Prise Humor sorgt dafür, dass man sich gern mit der Bevölkerung unterhält. Gelegentliche Bosskämpfe, eine stetig wachsende Sammlung von Ausrüstungsgegenständen und Gastauftritte einer mysteriösen Rätselmeisterin tragen ebenfalls dazu bei, dass die knapp 10 Stunden Gesamtspielzeit schnell verfliegen. Die 240 MS-Points (etwa 3 Euro) die für den Download investiert werden müssen, sind also absolut gerechtfertigt.
Das Aufkommen nostalgischer Gefühle lässt sich beim Anblick der Grafik kaum unterdrücken. Wer schon einige Dekaden vor Konsolen verbracht hat, wird erkennen, dass The Fall of Gods auch optisch eine Hommage an japanische 2D-Rollenspiele der späten 80er und frühen 90er Jahre ist. Die Landschaft ist bunt und abwechslungsreich. Dummerweise sind die Designer aber in einigen Bereichen über das Ziel hinausgeschossen. Während kleinere Objekte wie Schatztruhen oder andere Möbelstücke zurückhaltend gestaltet sind und perfekt ins Bild passen, stören die vielen gigantischen Bäume sowohl die Übersichtlichkeit als auch den Spielfluss. Oft verschwinden Feinde im dichten Grün, so dass ein Kampf schnell zum Ratespiel verkommt. Das Blattwerk ist so voluminös, dass die Pflanzen teilweise sogar Hindernisse, wie zum Beispiel die Wurzeln ihrer Nachbarn verdecken, an denen unser Protagonist mit schöner Regelmäßigkeit hängen bleibt. Die Animationen sind ebenfalls nicht so gut gelungen, wie in professionell programmierten Games. Unser Weltenretter hätte durchaus mehr Bewegungsphasen vertragen können und während eines Duells trüben Timing-Probleme die Stimmung. Entschädigt wird der Käufer mit technischen Spielereien, die erkennen lassen, dass The Fall of Gods nicht auf einem Super Nintendo oder einem Mega Drive läuft. Eine stufenlose Zoom-Funktion und nette Nebeleffekte sind zwar heutzutage keine beeindruckenden Tricks, werten das Produkt aber auf, ohne des Retro-Feeling empfindlich zu stören.
Eine etwas gewöhnungsbedürftige Mischung aus einem orchestralen Soundtrack und sehr simplen Soundeffekten begleitet das Geschehen auf dem Bildschirm. Die Musik schafft es dem Game ein wenig von dieser epischen Atmosphäre zu verleihen, die große Fantasy-Abenteuer so faszinierend macht. Wenn hingegen die Energieleiste dramatisch reduziert wurde und im Sekundentakt ein nerviges und unpassendes Geräusch ertönt, dass anscheinend einen Herzschlag darstellen soll, wandert die Hand schnell zum Lautstärkeregler.
The Fall of Gods ist, wie so viele Indie-Games, nicht frei von Bugs. Doch Geex sind die Probleme bekannt und das kleine Team arbeitet weiterhin daran, dem Produkt den letzten Feinschliff zu verpassen. Während unserer Testphase wurde bereits ein Update veröffentlicht, das eine Reihe von virtuellen Sackgassen und auch einige Soundprobleme beseitigt hat. Natürlich empfiehlt es sich dennoch häufig zu speichern, um Frust zu vermeiden. Es handelt es sich um das erste Spiel des Studios und darum muss man mit kleineren handwerklichen Mängeln leben. Wir dürfen allerdings sehr gespannt sein, welche Verbesserungen die bereits fest geplante Fortsetzung bringen wird. Die Macher haben durchaus ambitionierte Pläne und schließen nicht aus, dass sie ihre Games zukünftig auch mit deutschen Texten anbieten werden.
Die Bugs nerven, die Steuerung wirkt unausgereift und die meisten Feinde sind dumm wie Brot. Doch trotz dieser und vieler kleinerer Macken ist The Fall of Gods kein schlechtes Spiel. Das Indie-Game besitzt diesen gewissen Oldie-Charme, gegen den besonders ältere Zocker kaum eine Chance haben. Veteranen, die sich bereits durch Hyrule (The Legend of Zelda) und Pandora (The Secret of Mana) gekämpft haben, werden sich auch in Ergia schnell heimisch fühlen. Genre-Fans, die sich nicht sicher sind, ob der Nostalgie-Faktor ausreicht, um die Mankos großzügig übersehen zu können, sollten mit Hilfe der kostenlosen Trial-Version einen Blick riskieren.